Berlin, Berlin – wir fahren nach Berlin!
Abschlussfahrt Klasse 10c
Montagmorgen, der 26.08.24, 7.00 Uhr: Auf dem Parkplatz am Aasee treffen sich zwei Lehrerinnen, 29 Schülerinnen und Schüler und deren Eltern. Aufregung und Spannung liegen in der Luft. Jetzt geht es los zur Abschlussfahrt unserer Klasse 10 c nach Berlin! Die Abschlussfahrten sind immer etwas Besonderes. Zu Beginn des letzten Schuljahres ist man nochmal gemeinsam unterwegs, um etwas von der Welt zu entdecken, die Gemeinschaft zu fördern und Bildung mal auf eine andere Weise als auf der Schulbank zu vermitteln.
Kurz hinter Hannover erleben wir die erste Herausforderung für unsere Gruppe. Aufgrund einer Panne kann der Bus erstmal nicht weiterfahren. Zum Glück sind wir auf einem Rastplatz. Schlechte Stimmung? – Kein bisschen! Alle versuchen, mit guten Ratschlägen zu helfen. Aber es ist letztlich der Profi, der vor Ort das Problem lösen muss und es auch tut. In der Zwischenzeit chillen unsere Schüler bei Cola und Pommes, laden die Handys, spielen „Stadt, Land, Fluss“ mit Papier und Stift oder spielen auf einem geschützten Platz Fußball. Der geplante Zwischenstopp in Potsdam am Schloss Sans Souci muss leider entfallen, jedoch alle kommen zwar müde, aber gut gelaunt in unserem Hotel in Berlin Wilmersdorf an.
Der nächste Morgen beginnt wieder recht früh um 7.00 Uhr mit einem reichhaltigen und guten Frühstück. Dann geht es gleich los, denn wir haben viel vor. Weil der Bus nochmal in die Werkstatt muss, fahren wir mit der U-Bahn ins Stadtzentrum. Die Berliner U-Bahn ist seit 1902 in Betrieb und damit die älteste U-Bahn Deutschlands. Aber damit nicht genug! Einige unserer Schüler/innen fahren jetzt zum ersten Mal in ihrem Leben U-Bahn. Was für ein Erlebnis!
Bei einer dreistündigen Stadtführung lernen wir Berlin und seine Geschichte besser kennen. Im Unterricht vor den Sommerferien hatten sich die Schüler/innen mit Kurzreferaten auf den Besuch in der Hauptstadt vorbereitet, aber jetzt und in den folgenden Tagen tatsächlich vor den Sehenswürdigkeiten zu stehen, ist etwas völlig anderes. Besondere Aufmerksamkeit findet der Platz vor der juristischen Fakultät, wo im Jahr 1933 die Bücherverbrennung stattgefunden hat. Dieses erschreckende Ereignis kennen einige Schüler/innen aus dem Kurs, der den Autor Erich Kästner behandelt hat. Stolz tragen sie ihr Wissen zum Gespräch bei und wir Lehrerinnen freuen uns mit, dass Gelerntes mit der Realität verknüpft werden und sich so Stück für Stück zu einem Gesamtbild verbinden kann. Geschichte wird hier und an viele weiteren Stellen in Berlin greifbar!
Am frühen Nachmittag sind wir eingeladen ins Paul-Löbe-Haus zu einem Gespräch mit einem Mitarbeiter unserer Bundestagsabgeordneten Frau König. Viele Themen beschäftigen unsere Schüler/innen: der Ukraine Krieg, der militärische Konflikt im Gazastreifen, aber auch Klimaschutz und der Alltag einer Politikerin. Danach besuchen wir das Reichstagsgebäude, in dem der Deutsche Bundestag tagt. Es ist die sitzungsfreie Woche, aber wir sind auf der Zuschauertribüne und hören einen interessanten Vortrag über die Sitzverteilung im Bundestag und die Bedeutung der verschiedenen Ämter. Anschließend fahren wir hoch in die Glaskuppel des Reichstagsgebäudes und genießen den Blick auf Berlin.
Nach einer ausgiebigen Pause zum Ausruhen und Essen lassen wir den Tag am beleuchteten Brandenburger Tor ausklingen: Spaziergänger, Straßenmusiker und Kinder, die kleine Leuchtkugeln in den Abendhimmel schießen. Plötzlich kommen in Begleitung von Polizeimotorrädern und -wagen schwarze Limousinen herangefahren und halten vor dem Adlon Hotel. Der neue Premierminister von Großbritannien Keir Starmer ist zum Antrittsbesuch in Berlin. Und wir erleben seine Ankunft.
Am nächsten Tag lassen wir es etwas ruhiger angehen. Wir besuchen einen Luftschutzbunker aus dem zweiten Weltkrieg, in dem eine Ausstellung unter der Überschrift „Hitler – wie konnte es geschehen?“ zu sehen ist. Die Schüler/innen gehen mithilfe eines Audioguides selbstständig und in eigenem Tempo durch die Ausstellung. Die Offenheit für das Thema und Betroffenheit der Schüler/innen ist groß. „Wir haben selten eine so interessierte Gruppe erlebt“, sagen uns die Museumsmitarbeiter. Bei einem halbstündigen Gespräch unter der Leitung von Frau Bönemann, in dem Eindrücke und Emotionen aufgefangen werden, steht der Nachmittag den Schülern/innen zur freien Verfügung. In Gruppen erkunden sie Berlin auf ihre Weise. Es wundert uns nicht, dass wir viele im KaDeWe wiedertreffen und auch das ist eine Sehenswürdigkeit – immerhin das zweitgrößte Kaufhaus Europas.
Am Abend machen wir mit unserem Bus eine „Hop on – hop off – Tour“ und besichtigen die Siegessäule, die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, die Sehitlik Moschee und die East Side Gallery. Danach sind alle „platt“, auch wir Lehrerinnen. Es ist Zeit sich im Hotel auszuruhen.
Das Wetter hat es schon die Tage vorher gut mit uns gemeint, aber am Donnerstag wird es richtig heiß! Zum Glück haben die Stadtführerinnen, die uns zum Thema „Berlin im Nationalsozialismus“ führen, viel Verständnis und sorgen für Schattenplätze und die Möglichkeit, Wasser in unseren Flaschen nachzufüllen. Die Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus bewegen uns besonders: Holocaust Gedenkstätte für die ermordeten Juden, Memorial für die ermordeten Sinti und Roma und die Gedenkstele für die ermordeten Homosexuellen. Am Nachmittag lassen wir die Klassenfahrt bei einer Schifffahrt auf der Spree gemütlich zu Ende gehen. Auf der Rückfahrt am folgenden Tag schauen wir noch für eine Stunde in Sans Souci vorbei.
Viel haben wir gesehen und erlebt. Schön war´s! Und anstrengend! Es gäbe noch so viel mehr in Berlin, aber jetzt freuen sich erstmal alle auf zuhause und ein erholsames Wochenende.
Liebe 10 c! Es war prima mit euch. Danke für die tolle gemeinsame Zeit und dass wir uns immer auf euch verlassen konnten!
Christiane Wahl und Hannah Bönemann